Konzeption der Demokratiematrix

Die folgenden Seiten enthalten ausführliche Informationen über die konzeptionelle Grundlage der Demokratiematrix.



1. Die Demokratiematrix als neues Demokratiemessinstrument

Die Demokratiematrix ist ein neues Instrument zur Messung der Demokratiequalität. Die Demokratiemessung gehört zu den zentralen Untersuchungsbereichen der Vergleichenden Politikwissenschaft. Sie liefert durch die graduelle Bestimmung der Regimequalität und damit durch die Fixierung auf die demokratische Güte einen wichtigen Beitrag in Form von empirischen Datenmaterial für andere Teilbereichen der Politikwissenschaft: So können die Ergebnisse der Regime- bzw. Demokratiemessung als Testgrundlage für die Transformationsforschung dienen, um die dort entwickelten Theorien anhand der Empirie zu validieren und zu falsifizieren. Innerhalb der Demokratieforschung lassen sich mit Hilfe der Demokratiemessung zentrale Thesen empirisch überprüfen, wie z.B. der oftmals von der Forschung postulierte Wandel von etablierten Demokratien hin zur Postdemokratie (Crouch 2005). Schließlich kommt der Regime- bzw. Demokratiemessung neben ihrem wissenschaftlichen Stellenwert auch internationale politische Bedeutung zu, da insbesondere Entwicklungspolitik und Entwicklungshilfe im Rahmen der Konditionalität an ihren Ergebnissen ausgerichtet werden kann und wird (Knack/Paxton 2011).

Die Entwicklung eines Messkonzeptes wird allgemeinhin in drei Phasen gegliedert:

  1. Konzeptualisierung: In dieser Phase steht die Erarbeitung einer der Untersuchung angemessenen Demokratiedefinition im Mittelpunkt, die sich durch Trennschärfe und Sparsamkeit auszeichnet. Zudem muss ein ausdifferenzierter und stringenter Konzeptbaum erstellt werden, der als Ausgangspunkt für die nächsten Arbeitsschritte dient. Es gilt eine logische vertikale Ordnung der verschiedenen Komponenten nach ihrem Abstraktionsgrad zu erstellen, die Überlappungen und Redundanzen verhindert (Munck/Verkuilen 2002).
  2. Operationalisierung: In einem nächsten Schritt steht die Messung des entwickelten Concept Trees an, indem den einzelnen Komponenten und Subkomponenten Indikatoren zur empirischen Messung zugewiesen werden. Dies passiert im Rückgriff auf den Varieties-of-Democracy-Datensatz, der eine Vielzahl an Variablen aufweist, welche die einzelnen Komponenten des Concept Trees valide abbilden können.
  3. Aggregation: Der daran anschließende Arbeitsschritt ist die Ausarbeitung der Aggregation, d.i. die theoretisch fundierte Bündelung der über die Indikatoren gemessenen Werte durch Verrechnung. Zwei Aspekte sind hier von Bedeutung: die Auswahl der Aggregationsstufe sowie die Auswahl der Aggregationsregel (Munck/Verkuilen 2002). Die Demokratiematrix erlaubt unterschiedliche Aggregationsstufen. Neben einem Gesamtwert sind sowohl die demokratische Qualität eines einzelnen Matrixfeldes, einer Institution als auch einer Dimension bestimmbar. Die Aggregationsregeln werden theoretisch begründet: Während die Addition eine Kompensation ermöglicht, lässt dies die Multiplikation im Sinne einer notwendigen Bedingung nicht zu (Munck/Verkuilen 2002). Zudem müssen die Teilfunktionen und Kernfunktionen innerhalb eines Feldes einer Gewichtung unterworfen werden.

Auf den folgenden Unterseiten wird nun die Konzeption geschildert: So wird die der Demokratiematrix zugrunde liegende Demokratiedefinition dargelegt; das Zusammenspiel der Demokratiedimensionen im Sinne komplementärer und konfligierender (trade-off) Beziehungen  ausgeführt sowie die drei Messebenen und die Regimetypologie beschrieben. Informationen über den Konzeptbaum und dessen Operationalisierung ist dagegen hier; die Aggregation und Regimeklassifizierung wird hier erklärt.


2. Literaturverzeichnis

Crouch, Colin. 2005. Post-Democracy. Cambridge.

Munck, Gerardo I. und Jay Verkuilen. 2002. Conceptualizing and Measuring Democracy. Evaluating Alternative Indices. In: Comparative Political Studies 35, S. 5-34.

Knack, Stephen und Pamela Paxton. 2011. Individual and country-level factors affecting support for foreign aid. In: International Political Science Review 33, S. 171–192.